Die Geschichte von Stuttgart
Die Moderne (ab 1800)
Cannstatter Wasen und Wilhelma
1816 starb der erste König und der in Schlesien geborene Wilhelm I. leitete die Geschicke des Landes und seiner Hauptstadt Stuttgart. Wilhelm I. führte sein Land nicht als absoluter Monarch. So senkte er beispielsweise die Steuern und gab dem Land 1819 eine Verfassung. Sein Regierungsantritt allerdings fiel in eine starke Wirtschaftskrise. In diesem Jahr gab es schwere Missernten. Des Königs Interesse galt der Landwirtschaft. So war es für ihn selbstverständlich sich für diese einzusetzen, so dass er sich rasch den Beinamen "König der Landwirte" verdiente. 1818 gründete er die "Landwirtschaftliche Unterrichts- Versuchs- und Musteranstalt" in Hohenheim, der späteren Universität Hohenheim. Im gleichen Jahr noch rief er im Oktober ein jährlich stattfindendes landwirtschaftliches Fest zu Cannstatt aus, das heutige Cannstatter Volksfest. Auch die heutige Wilhelma geht auf den König zurück, er ließ nämlich den Bau eines "Gartenhauses mit Wohngebäuden und Ziergewächshäusern im maurischen Stil" anordnen.
Ludwig Uhland, Wilhelm Hauff und Eduard Mörike
Auch städtebaulich war der König keineswegs verhalten. In seine Ära fallen unter anderem das Wilhelmspalais, das Katharinenhospital, die Staatsgalerie, die Villa Berg, den Königsbau am Schlossplatz und das Schloß Rosenstein. Durch den Verleger Johann Friedrich Cotta konnte Stuttgart in dieser Zeit zum Zentrum des Buchhandels in Deutschland aufsteigen. Zahlreiche namhafte Autoren unter Wilhelm I. gab es in Stuttgart. Darunter unter anderem Ludwig Uhland, Wilhelm Hauff und Eduard Mörike.
Industrialisierung in Stuttgart
Mit dem Tod von Wilhelm I. im Jahre 1864 kam Karl Friedrich Alexander, der dritte König von Württemberg, auf den Thron. Der König sah es als seine Hauptaufgabe an, die Infrastruktur im Lande und in Stuttgart zu verbessern. Die in Deutschland einsetzende Industrialisierung kam in Stuttgart vorerst sehr schleppend in Gang. Grund hierfür war die ungünstigen Verkehrslage und fehlende Rohstoffe. Mit der Eröffnung des ersten Stuttgarter Bahnhofs in der Bolzstraße im Jahr 1846 änderte sich diese Situation rasant. König Karl war mit Königin Olga verheiratet. Die Ehe blieb allerdings kinderlos. Karl hatte homosexuelle Neigungen, die nicht nur zu einer Belastung für die Ehe, sondern auch zu einem Skandal wurde. Die Beziehung Karls zu einem jungen Amerikaner blieb Reichskanzler Otto von Bismarck nicht verborgen. Er, Kronprinz Wilhelm (ein Neffe des Königs) und Ministerpräsident Mittnacht gelang es schließlich, das Karl sich von seinem Geliebten trennte. Bei der Bevölkerung indessen hatte Karl trotz seiner Eskapaden einen guten Ruf. Er galt als friedliebend, großmütig und sozial.
Das Ende der Monarchie
Als Karl 1891 starb bestieg sein Neffe Wilhelm den Thron, zwei Jahre vor der Vereinsgründung des VfB Stuttgart in Bad Cannstatt am 9. September 1893. Wilhelm galt bis an sein Lebensende als vornehm, bürgerlicher und zugleich leutseliger Regent. Unter seiner Regierung entwickelte sich Stuttgart zu einem weit ausstrahlenden kulturellen Zentrum. Die Stadt stieg in den Kreis der ersten Theater -Städte im Deutschen Reich auf. Doch 1918 wurde die Monarchie auch in Stuttgart gestürzt. Wilhelm II. dankte ab und lebte bis zu seinem Tode, im Jahre 1921, in Bebenhausen.